Dortmund-Hörde, 23. März 1924
Ein Bild aus dem Familienarchiv: sieben Männer und zwei Hunde mit der Witwe Pauline Löwenhardt-Lennhoff (76) in der Mitte. Das schrieb jemand auf die Rückseite des Bildes:
Andenken zum 27. Enkel. Hörde 23.3.24
Siebenundzwanzig Enkelkinder 1924…und Pauline lebte neun weitere Jahre. Wie viele Enkelkinder mag sie am Ende gehabt haben? Offensichtlich kamen die Männer auf dem Foto, um das 27. zu feiern. Und wer war das?
Pauline selbst hatte zwölf Kinder, neun Söhne und drei Töchter, das jüngste 1892 geboren. Siegmund – auf dem Bild links, mit einem großen Hundes an der Leine – war der zweitjüngste.
Er ist 34 Jahre alt und trägt als Einziger eine Nelke im Knopfloch – was bezeichnend ist, da sein Sohn Hans-Georg elf Tage zuvor geboren wurde, wodurch Pauline ihr 27. Enkelkind bekam. Siegmund führte einen eleganten Herrenbekleidungsladen in Dormund-Hörde. Die Brüder bekamen dort – ihrer ordentlichen Kleidung nach zu urteilen – vermutlich Familienrabatt.
Der dritte von links ist Adolf Löwenhardt, Paulines achtes Kind, der acht Jahre älter als Siegmund war. Der dritte von rechts mit Bart ist Emil, Paulines fünftes Kind. Ganz links steht Saly Löwenhardt, damals 16 Jahre alt, der Sohn Isidors, Paulines zweiten Sohnes. Dreizehn Jahre später würde Saly Jeanne van Koppelen in Rotterdam heiraten. Ihre Tochter, Elly Löwenhardt, wurde 1942 geboren. Die drei verbleibenden Löwenhardts auf dem Bild wurden bisher noch nicht identifiziert.
Fast 90 Jahre nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, habe ich mit dem Mann geskypt, dessen Geburt damals gefeiert wurde. Er lebt heute in Südafrika. Am 19. März 2011 hinterließ er eine Nachricht auf meiner Homepage. Bis zu diesem Moment war ich ziemlich sicher, dass seine Eltern Siegmund und Margarete nur ein Kind hatten, Ursula Berta, die am 23. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Aber von George erfuhr ich, dass er (damals Hans-Georg) und sein Bruder Manfred Dortmund gerade noch rechtzeitig verlassen konnten. Am 3. März 1939 kamen sie auf einem der Kindertransporte aus Deutschland in London an. Die Geschichte lesen sie (auf Englisch) hier.
George Lowe starb am 26. Januar 2016 in Sandton, in der Nähe von Johannesburg, Südafrika
Übersetzt von Mareike Otters