Hemersche Zeitung, 11. Juli 1916
“Hemer, 11. Juli. Während des zweijährigen blutigen Völkerringens hat man öfters gesehen, daß aus einer Familie zwei, drei und mehr Söhne im Felde stehen. Daß aber eine Familie neun Vaterlandsverteidiger stellt, dürfte zu den allergrößten Seltenheiten gehören. Diese Ausnahme gibt eine alte alte Hemersche Familie. Unsere Bürgerschaft erinnert sich noch sehr gut der hier wohnenden Familie L. Löwenhardt. Herr Löwenhardt ernährte seine zahlreiche Familie schlicht und recht als Metzger.
Nach seinem Tode – er starb im kräftigsten Mannesalter in den 90er Jahren – wohnte seine Witwe noch mehrere Jahre in Oberhemer. (Die Löwenhardtsche Besitzung grenzte nahe an das Grünewaldsche Grundstück an der Chaussee, welche Herr Diedr. Peters täuflich erwarb, und dort das alte Löwenhardtsche Haus niederriß und einen stattlichen Neubau errichtete.) Witwe Löwenhardt wohnt seit langen Jahren in Dortmund.
Wie gesagt, sind ihre neun Söhne sämtlich hinaus gezogen, um für Deutschlands Heer und Ruhm zu kämpfen. Da unsere Bürgerschaft die Löwenhardtsche Familie gut kennt, dürfte es sie interessieren, wie und wo die Tapferen bisher gekämpft haben. Es sind:
1. Der Kriegsfreiwillige Gefreiter Julius Löwenhardt, 40 Jahre alt, bei einer Infanterie-Munitionskolonne in Rußland.
2. Georg Löwenhardt, 43 Jahre alt, Landsturmmann bei einem Artillerie-Regiment in Rußland.
3. Hugo Löwenhardt, 38 Jahre alt, Landstrummann bei einem Artillerie-Regiment in Frankreich.
4. Siegmund Löwenhardt, 28 Jahre alt, bei einem Landwehr-Infanterie-Regiment in Frankreich.
5. Emil Löwenhardt, 37 Jahre alt, bei einem Jäger-Ersatz-Regiment in Frankreich.
6. Hermann Löwenhardt, Schütze bei einer Gebirgs-Maschinengewehr-Abteilung in Serbien, bereits zweimal verwundet.
7. Adolf Löwenhardt, 33 Jahre alt, Sanitäts-Gefreiter in einem Füsilier-Regiment in Frankreich, geschmückt mit dem Eisernen Kreuz.
8. Unteroffizier Max Löwenhardt, 40 Jahre alt, in einem Reserve-Infanterie-Regiment in Rußland, zweimal verwundet, erhielt bei Kowno das Eiserne Kreuz.
9. Isidor Löwenhardt, 41 Jahre alt, Landsturmmann in einem Infanterie-Regiment.
Mit der hochbetagten Mutter blicken wir stolz auf die neun Heldensöhne. Möchten sie nach Friedenssluß – die große Offensive auf allen Fronten bringt uns hoffentlich bald den ersehnten Frieden – alle neun den Siegeseinzug mitmachen und in die Heimat zurückblicken!”
Hemersche Zeitung, 11. Juli 1916
Dank Herrn Eberhard Thomas, Stadtarchiv Hemer

Epilog – Witwe Pauline Löwenhardt starb am 3. Mai 1933 in Dortmund, 85 Jahre alt. Die Brüder Isidor, Max, Hugo, Emil, Adolf und Siegmund Löwenhardt wurden 1942-1944 in Riga, Minsk, Treblinka und Auschwitz von deutschen ermordet. “Georg Löwenhardt” sollte wahrscheinlich sein der Stammhalter Salomon Löwenhardt, geboren in Oberhemer am 26. August 1873. Julius überlebte den Holocaust, Hermann ist 1921 in den USA ausgewandert. Die neun Brüder hatten drei Schwester.
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